Krieg in der Ukraine: 3 Dinge, die wir gelernt haben

14. Dezember 2022
Krieg in der Ukraine: 3 wichtige Learnings aus 2022

Im Frühjahr 2022 greift Russland die Ukraine an. Daraufhin fliehen Millionen Menschen aus dem Land. Viele bleiben zunächst in den direkten Nachbarländern. Manche machen sich auf den Weg nach Deutschland.

Laut dem UNHCR befinden sich im November 2022 über 1 Millionen ukrainische Geflüchtete in Deutschland. Der Großteil von ihnen erreichte Deutschland im März 2022. Für viele Städte und Landkreise waren die vielen Menschen ein letzter Anstoß, um Integreat einzuführen. Nun hieß es für alle: Schnell und unkompliziert helfen.

Aus dieser besonderen Situation haben wir bei Integreat viel gelernt. Die Zugriffszahlen auf die Integreat-Plattform stiegen rasant. Insgesamt haben sich direkt nach dem Krieg 14 Städte und Landkreise zur sofortigen Einführung von Integreat entschieden.

1. So schnell können Kommunen Integreat einführen

Wenn die Not groß ist, heißt es reagieren. So ging es auch vielen Städten und Landkreisen im Frühjahr 2022. Sie brauchten schnell eine Lösung, um den Geflüchteten mit Informationen in ihrer Sprache zu helfen.

Dabei haben wir im Team viele Dinge gelernt:

  1. Vom Erstkontakt bis zur Live-Schaltung von Integreat in einer Kommune reichen 10 Tage. Normalerweise vergehen hier gut und gerne 22 Monate.
  2. Neuer Prozess: In unserem normalen Einführungsprozess versuchen wir alle Integrationsakteure vor Ort mit einzubeziehen. Inhalte werden gemeinsam definiert. Dafür fehlte im Frühjahr die Zeit. Integreat ging oftmals mit vorgeschriebenen Inhalten live. Der Workshop zur Abstimmung mit den anderen lokalen Organisationen wurde nachgeschoben.
  3. Erreichbarkeit: Unser Team, das die Einführung von Integreat bei den Städten und Landkreisen betreut, war nahezu rund um die Uhr für die Kommunen erreichbar. Trotz dieser hohen Belastung haben alle an einem Strang gezogen. Alle haben schließlich an dem gleichen Ziel gearbeitet: Schnellstmöglich den ukrainischen Geflüchteten zu helfen.

2. Schnelle Reaktion auf die neue Situation gefordert

Neuentwicklung einer Wohnraumbörse zur schnellen Vermittlung von Wohnungen

Eine der größten Herausforderungen für die Kommunen war die schnelle Unterbringung der Geflüchteten. Es dauerte etwas, bis ausreichend Unterkünfte zur Verfügung standen. Teilweise fehlen diese bis heute.

Deshalb haben wir auf Wunsch verschiedener Städte sehr schnell – genauer gesagt innerhalb von 3 Tagen – eine eigene Wohnraumbörse entwickelt. Diese ließ sich in Integreat und die kommunale Webseite integrieren.

Insgesamt haben 13 Städte und Landkreise die Wohnraumbörse genutzt. Bis November 2022 konnte mit ihr konnte 777 Mal Wohnraum vermittelt.

Daniel Kehne, Projekt-Koordinator Integreat

In der Wohnraumbörse konnten Bürgerinnen und Bürger, die Wohnraum (Übernachtungsmöglichkeiten, Zimmer oder ganze Wohnungen) zur Verfügung hatten, unkompliziert einstellen. Die Geflüchteten konnten die Angebote dann direkt kontaktieren. Das Besondere daran?

Menschen, die längerfristigen Wohnraum zur Verfügung gestellt haben, konnten von den Kommunen direkt kontaktiert werden, um bestenfalls mittel- und langfristig und nicht nur übergangsweise Wohnraum für Geflüchtete zu schaffen.

Zielgruppengerechte Ansprache über Werbematerialien

Die Kooperationspartner von Integreat können kostenlose Materialien zur Bewerbung von Integreat nutzen. Darunter fallen unter anderem auch verschiedene Poster-Designs. Da viele der Geflüchteten Mütter mit ihren Kindern waren, fühlten diese sich allerdings von unseren bisherigen Postern wenig angesprochen.

Deshalb entwickelten wir innerhalb von kürzester Zeit neue Poster und weitere Vorlagen für die neue Zielgruppe.

3. Diese Sprachen waren besonders gefragt

Viele der neuen Kooperationspartner starteten nur mit folgenden 4 Sprachen:

  1. Deutsch
  2. Englisch
  3. Ukrainisch
  4. Russisch

Manche von ihnen haben bis heute weitere Übersetzungen ergänzt. Die Zugriffe auf Integreat-Inhalte in Ukrainisch und Russisch nahmen im Frühjahr 2022 stark zu. Interessant dabei?

Die russischen Inhalte wurden noch öfter gelesen als die ukrainischen Inhalte. Das lässt sich leicht erklären. Während in der Ukraine rund 68 % der Bevölkerung Ukrainisch als ihre Muttersprache angeben, überwiegt im Osten Russisch als Muttersprache. Dadurch dass genau diese Gebiete zuerst von Russland angegriffen wurden, war auch eben jene Bevölkerung als erstes zur Flucht gezwungen.