Drei inspirierende Frauen, die Sie kennen sollten
Was haben die ehemalige Profi-Fußballspielerin Fatmire Alushi, die Autorin Lena Gorelik und die Moderatorin Khadra Sufi gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht besonders viel, außer dass alle von ihnen in der Öffentlichkeit stehen. Betrachtet man die Geschichten der Frauen aber etwas genauer, so erkennt man eine Gemeinsamkeit: Sie alle haben eine Vergangenheit als Geflüchtete.
Generell zeigen verschiedene Studien, dass sich geflüchtete Frauen in Deutschland häufig schwerer tun, hier eine Beschäftigung zu finden. Ihnen und allen anderen in der Gesellschaft können die genannten Frauen als Vorbilder dienen. Als Vorbilder für die eigenen Träume einzustehen und erfolgreich in dem zu sein, was man liebt.
Die Fußballerin: Fatmire Alushi (Lira Bajramaj)
Fatmire Alushi kennen einige vielleicht als Lira Bajramaj. Die ehemalige Profi-Fußballspielerin stammt ursprünglich aus dem Kosovo. Kurz vor dem Bürgerkrieg in der Region flohen ihre Eltern mit ihr nach Deutschland. Sie war damals gerade einmal fünf Jahre alt und beschreibt die Flucht als eine „Odyssee quer durch Europa“.
Bis zur Beendigung ihrer Karriere galt sie als eine der besten deutschen Fußballerinnen. Mit dem Verein Turbine Potsdam wurde sie Champions League Siegerin. Mit dem deutschen Nationalteam Weltmeisterin, olympische Bronzemedaille-Gewinnerin und zweifache Europameisterin. Für ihre außergewöhnlichen sportlichen Leistungen erhielt sie Auszeichnungen wie „Fußballerin des Jahres 2011 in Deutschland“.
Doch diese Erfolge sind ihr nicht zugeflogen. Sie hat hart dafür gearbeitet. In ihrer Autobiografie Mein Tor ins Leben – Vom Flüchtling zur Weltmeisterin erzählt sie ihre ganz persönliche Geschichte: Sie spricht über die schwierigen Anfänge in Deutschland, über Rassismus und Armut und darüber, wie sie ihren eigenen Weg gefunden hat, in der neuen Heimat anzukommen.
Eine lesenswerte Buchempfehlung, denn sie setzt darin ein Zeichen für mehr Integration und motiviert vor allem junge Frauen, immer an sich selbst und die eigenen Träume zu glauben.
Die Autorin: Lena Gorelik
Die erfolgreiche Autorin stammt gebürtig aus Sankt Petersburg (damals Sowjetunion). Sie kam als elfjähriges Kind als russisch-jüdischer Kontingentflüchtling* nach Deutschland. Bei der Ankunft lebte sie mit ihrer Familie zunächst 18 Monate in einer Flüchtlingsunterkunft.
In einem Interview mit dem BR Online berichtet sie auf die Frage: Wie war es denn, ohne ein Wort Deutsch als Kind hier in Deutschland zu landen und dabei zu wissen: „Das ist jetzt meine neue Heimat.“?
„Das ist ganz blöd. Den schwierigsten Punkt dabei haben Sie bereits erwähnt: wenn man die Sprache nicht beherrscht und überhaupt nicht weiß was passiert. Ich wusste zum Beispiel in der Schule oft nicht einmal, welches Fach wir gerade hatten. Auch die Kinder haben den Kontakt zu mir bald aufgegeben, nachdem sie verstanden hatten, dass sie nicht mit mir kommunizieren können. Die Kinder sind zwar am Anfang auf mich zugegangen und haben mich gefragt, wie ich heiße, aber ich konnte ja nicht einmal diese Frage beantworten.
[…] Das Gefühl „Jetzt bin ich hier zu Hause!“ hatte ich zum ersten Mal, als ich merkte, dass ich Deutsch sprach, ohne ins Russische zu übersetzen und als ich anfing, ein Sprachgefühl zu entwickeln. Ich machte vielleicht immer noch Fehler, aber diese fielen mir nun auf. Irgendwann einmal wurde ich beispielsweise gefragt, ob ich Geschwister habe. Ich antwortete: „Ich habe Bruder.“ Im gleichen Moment hatte ich das Gefühl, dass etwas an diesem Satz falsch ist. Ich wusste nicht, dass ich das Wort „einen“ vergessen hatte. Aber ich wusste, dass etwas daran falsch ist. Das ist genauso, als wenn man sich verspricht und sofort merkt, dass gerade etwas nicht gestimmt hat. Dieses Gefühl zeigte mir, dass das Deutsche langsam zu meiner Sprache wurde, weil mir meine Fehler nun auffielen. Irgendwann fiel mir dann auch auf, dass ich nicht mehr übersetzte, was ein besonders wichtiger Meilenstein für mich war.“
Die Erfahrung von Lena Gorelik unterstreicht einmal mehr die Wichtigkeit von Sprache, Unterstützungsangeboten und Informationsbereitstellung für das Gelingen von Integration.
*Kontingentflüchtlinge sind in Deutschland Flüchtlinge, die in festgelegter Anzahl (Kontingent) nach Deutschland übersiedeln dürfen. Sie durchlaufen kein Asyl- und auch kein sonstiges Anerkennungsverfahren, sondern erhalten mit ihrer Ankunft sofort eine Aufenthaltserlaubnis aus humanitären Gründen, können ihren Wohnsitz jedoch nach einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts nicht frei wählen.
Die Moderatorin: Khadra Sufi
Khadra Sufi stammt aus Somalia. Sie ist die Tochter eines Diplomaten und verbrachte ihre Kindheit unter anderem im Jemen, Sambia, Saudi-Arabien und Somalia. Sie und ihre Familie wurden im somalischen Bürgerkrieg verfolgt und flüchteten im Jahr 1990 über Kenia und Ägypten bis nach Deutschland.
In ihrer Autobiografie Das Mädchen, das nicht weinen durfte beschreibt sie, wie sich ihr Leben durch die Flucht schlagartig verändert hat. Von großen Villen mit Hauspersonal zu einem Leben in einer Flüchtlingsunterkunft. Im Buch beschreibt sie, wie ein Rückschlag den nächsten gejagt hat und sie dennoch nie aufgegeben hat. Nicht einmal, als das Leben in Armut und die Angst vor der Abschiebung Khadras Eltern zu einem Umzug nach London bewegen und sie – mit 16 Jahren – beschließt, alleine in Deutschland zu bleiben. In dieser Zeit wohnt sie in einer umgebauten Garage und kämpft dafür, wieder nach oben zu kommen – dorthin, wo sie einst war. Und sie wird belohnt: Denn heute ist sie eine erfolgreiche Moderatorin, Autorin und Modedesignerin und lebt in einem schönen Appartement in Hamburg.
Die Liste von inspirierenden Frauen kann weitergeführt werden mit bekannten Namen wie der Sängerin Rita Ora oder Comedienne Enissa Amani. Wenn man sich auf die Suche macht, findet man viele dieser starken Frauen, die als Geflüchtete ankamen und eine besondere Geschichte erzählen können. Gemeinsam haben sie vor allem eins: Durch ihre Erfahrungen können Sie allen in der Gesellschaft als inspirierende Vorbilder dienen.