6 Fragen zum 6. Geburtstag von Integreat an unseren CFO Fritjof Knier
Vor genau sechs Jahren begann unsere Reise. Am 26.11.2015 wurde die Integreat-App in und für die Stadt Augsburg vorgestellt. Mittlerweile haben wir Integreat mit über 75 Städten und Landkreisen erfolgreich umgesetzt. Gemeinsam mit unserem CFO Fritjof Knier werfen wir einen Blick auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Im Gespräch mit Fritjof Knier
6 Jahre sind vergangen. Welche Bilanz ziehst du?
25 Jahre lang schienen humanitäre Katastrophen immer sehr weit weg. Dann wurden auch wir in Deutschland innerhalb von nicht mal fünf Jahren gleich mit Zweien konfrontiert. 2015 stellte sich die erste Aufgabe, als die aktuelle große Fluchtbewegung nach Europa begann. Wir haben mit Integreat versucht bei der Bewältigung dieser schwierigen Herausforderung sowohl den Geflüchteten als auch der Aufnahmegesellschaft zu helfen. 2020 begann die Corona-Pandemie. Glücklicherweise war Integreat zu diesem Zeitpunkt bereits großflächig im Einsatz. So konnten wir umgehend vielen Menschen dabei helfen in dieser schwierigen Zeit tagesaktuelle und verständliche Informationen zur Verfügung zu haben. Häufig dachte ich, wenn die Fluchtbewegung in 2015 nicht gewesen wäre, hätte es Integreat noch nicht gegeben. Aber es gibt so viele Herausforderungen, bei denen Integreat helfen kann. Es wäre wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit gewesen bis einige Engagierte eine Umsetzung in diese Richtung gestartet hätten. Gut, dass es aber schon vor sechs Jahren soweit war. So konnten wir bei der Pandemie direkt reagieren. Es wird vermutlich nicht das letzte Mal gewesen sein.
Gab es Meilensteine für Integreat, welche dir besonders im Gedächtnis geblieben sind?
Die Pressekonferenz, auf der Integreat vor sechs Jahren an den Start gegangen ist, ist mir immer noch sehr präsent. Ich weiß noch wo und neben wem ich im Café Tür an Tür gesessen habe. Auch der Tag, an dem Integreat bei der Google.org Impact Challenge ausgezeichnet wurde, besser gesagt der Tag, an dem es uns gesagt wurde, läuft immer mal wieder vor meinem inneren Auge ab. Die Auszeichnung und das Preisgeld haben entscheidend dazu beigetragen, dass wir heute ein so großes und wundervolles Team haben und sehr unabhängig agieren können.
Was hat sich bei Integreat in den letzten 6 Jahren am meisten geändert?
Die Entwicklung von einer rein ehrenamtlichen Initiative hin zu einem gemeinnützigen Unternehmen mit fast 30 hauptamtlichen Mitarbeiter:innen ist schon beeindruckend. Gleichzeitig bietet Integreat ehrenamtlich Engagierten immer noch aktive Gestaltungsmöglichkeiten. Diese Identität als Projekt und Organisation, wo auch Ehrenamtliche eine Heimat finden, ist toll. Gleichzeitig brauchte es diesen Wandel hin zu mehr klassischer Professionalität und Struktur, damit Integreat seine volle Wirkung entfalten kann. Alleine durch ehrenamtliches Tun wäre das nicht möglich gewesen. Das haben viele ähnliche Projekte erleben müssen. Da hatten wir auch ein Quäntchen Glück und viele tolle Menschen und Organisationen um uns herum, die uns dabei in den letzten sechs Jahren geholfen haben.
Was zeichnet Integreat aus? Gibt es etwas worauf du besonders stolz bist?
In den letzten sechs Jahren haben über 100 Menschen als Teil der Projekt-Community einen Beitrag zur Entwicklung der Plattform beigetragen. Zusätzlich haben vermutlich über 1.000 Menschen in den Kommunen aktiv an der inhaltlichen Integreat-Gestaltung mitgewirkt. Diese gemeinsame Arbeit wurde im letzten Jahr über eine Million mal von Nutzer:innen abgerufen. Integreat ist mehr als diese Zahlen, aber sie erfüllen mich dennoch mit ganz schön viel Stolz. Es ist nicht selbstverständlich, dass es uns allen gemeinsam gelungen ist, den Enthusiasmus aus 2015 zu erhalten, wenn wir ihn nicht vielleicht sogar durch die Arbeit am Integreat-Projekt gesteigert haben.
Integreat ist eine Integrations-Plattform. Warum sind digitale Lösungen so wichtig?
Informationen haben eine unglaubliche Kraft. Nicht umsonst sprechen wir vom Daten-, Digital- oder Informationszeitalter. Gleichermaßen ist ein Mangel an Informationen nun um so gravierender und ausgrenzender. Dies gilt es zu adressieren, um nicht nur die drohenden negativen Wirkungen des digitalen Zeitalters zu verhindern, sondern umgekehrt positive Wirkungen durch Digitalisierung zu realisieren. Mit Integreat ist das Überbrücken der Sprachbarriere zur Informationsversorgung aller Migrant:innen zum ersten Mal kinderleicht möglich. Der Plattformgedanke baut extrem auf kollaboratives Arbeiten und Teilen von bereits Erreichtem. Dadurch kann Integreat sehr kostengünstig so vielen Menschen helfen, weil wir – kommunale Verwaltungen, soziale Organisationen, haupt- und ehrenamtlich Engagierte – am selben Strang ziehen.
Was wünscht du dir für die Zukunft von Integreat?
Informationsbarrieren für Geflüchtete und Migrant:innen gibt es auf der ganzen Welt. Geflüchtete werden oftmals von Ländern aufgenommen, deren Versorgungsmöglichkeiten für die Hilfsbedürftigen sehr viel überschaubarer sind, als in Deutschland oder anderen europäischen Ländern. Die Integreat-App kann weder gegessen werden, noch schützt sie gegen Regen, Wind und Kälte. Sie kann jedoch durchaus den Weg zu den Stellen weisen, wo genau diese Hilfe vorzufinden ist. Ich wäre begeistert, Integreat irgendwann einmal auch außerhalb von Deutschland und auch gerne außerhalb Europas zu erleben, wie es Geflüchteten und Migrant:innen hilft.