Gendern bei der Tür an Tür – Digitalfabrik
„Nennen Sie Ihren Lieblingshelden.“
So hieß es in einer Studie der Sozialpsychologin Sabine Sczesny vor 30 Jahren. Eine Kontrollgruppe hingegen bekam die Aufgabe: „Nennen Sie Ihre Lieblingsheldin oder Ihren Lieblingshelden“. Die Ergebnisse waren eindeutig. Die erste Gruppe dachte klar an Superman oder andere männliche Helden, während die Kontrollgruppe öfter auch Frauen nannte, unter anderem die eigene Mutter oder eine Nachbarin.
Beispiele wie diese machen deutlich, wie sehr die sprachliche Form unser Denken beeinflusst. Damit alle Menschen berücksichtigt werden, müssen wir also auch die verschiedenen Geschlechtsidentitäten in unseren Texten repräsentieren. Deshalb ist das Gendern bei der Tür an Tür – Digitalfabrik auch ein wichtiges Thema.
Wie gendert man am besten?
Die perfekte Lösung gibt es noch nicht. Die beste Empfehlung ist genderneutral zu schreiben, denn diese Variante repräsentiert alle Geschlechtsidentitäten und ist auch für blinde und sehbehinderte Menschen barrierefrei. Genderneutrale Formulierungen funktionieren jedoch nicht immer, weshalb wir ansonsten den Genderdoppelpunkt verwenden. Dies ist mit geringem Aufwand verbunden und auch Screenreader-kompatibel.
Geht Gendern in leichter Sprache?
Die Texte bei Integreat richten sich an Deutschlernende. Deshalb ist leichte Sprache unerlässlich. Auch in leichter Sprache empfehlen wir genderneutrale Begriffe. Dabei muss aber darauf geachtet werden, nur einfache, geläufige Begriffe zu nutzen, z.B. Person. Partizipien und Neuschöpfungen wie Leserschaft oder Mitarbeitende sind zu schwer. Wenn die genderneutrale Variante nicht funktioniert, kann man wieder auf den Genderdoppelpunkt zurückgreifen. Dieser macht den Text für Deutschlernende jedoch schwer lesbar, denn sie kennen seine Bedeutung nicht. Eine einfache Lösung ist eine kurze Erklärung an den Text anzubinden, sodass klar wird, was das Zeichen bedeutet. Eine weitere Möglichkeit ist die Doppelnennung. Diese berücksichtigt jedoch keine nicht-binären Personen und kann manchmal zu langen, umständlichen Formulierungen führen. Trotzdem ist die Doppelnennung zum Gendern in leichter Sprache geeignet, denn sie ist für Deutschlernende einfach zu verstehen und vermindert so die Sprachbarriere.
Funktioniert Gendern mit Übersetzungssystemen?
Die meisten Übersetzungssysteme erkennen die Genderzeichen, übersetzen dann aber häufig ins generische Maskulinum oder nach klischeehafter Zuordnung. Das nennt man den „Gender-Bias“. So wird „nurse“ zum Beispiel oft als „Krankenschwester“ übersetzt, obwohl das Wort im Englischen ein genderneutrales ist. Wenn man Texte automatisiert übersetzen lässt, ist es also immer eine gute Idee anschließend ein Lektorat durchzuführen, das eine möglichst genderneutrale Sprache im Blick hat.
Alle Menschen mit einbeziehen
Mit dem Gendern schaffen wir natürlich noch keine gleichberechtigte Welt, aber wir lösen zumindest die falschen Bilder in unseren Köpfen, machen so alle Menschen sichtbar und bauen Benachteiligungen ab. Deshalb ist inklusive Sprache ein wichtiger Baustein für eine offenere und fairere Gesellschaft.