Was Kommunen aus der Integreat-Studie lernen können – konkrete Ableitungen für Städte & Landkreise

In einem unserer letzten Blogbeiträge haben wir die Ergebnisse der Studie Information on Integration: Administrative Offerings & Immigrant Engagement von Samir Khalil vorgestellt. Die Forschungsarbeit basiert auf über 11 Millionen Interaktionen auf Integreat in mehr als 100 deutschen Kommunen und zeigt, welche Inhalte bei der Nutzung eine besondere Rolle spielen.
Dieser Beitrag knüpft daran an: Welche Schlüsse können Städte und Landkreise daraus ziehen? Und welche Maßnahmen führen dazu, dass digitale Informationen für Zugewanderte im Alltag wirklich wirken?
Was die Studie zeigt – kompakt
Die Untersuchung macht deutlich:
- Integreat wird vor allem genutzt, wenn Themen einen direkten Alltagsnutzen bieten.
- Besonders relevant sind Bereiche wie Wohnen, Orientierung im Alltag, Behördenwege, Mobilität sowie allgemeine Ankommensinformationen.
- Aktualität und Vollständigkeit der Inhalte haben großen Einfluss auf Nutzung und Zufriedenheit.
Es geht also nicht nur darum, ob Informationen vorhanden sind – sondern wie klar, vollständig und praxisnah sie gestaltet werden.
Was Kommunen konkret daraus ableiten können
1. Inhaltstiefe stärken: Informationen nicht nur nennen, sondern erklären
Die Studie zeigt, dass Nutzer:innen Orientierung suchen, nicht nur Linksammlungen.
Deshalb lohnt es sich, Inhalte konkret, anwendungsnah und schrittweise aufzubereiten.
Beispiel Wohnen:
Statt nur Portale zu verlinken → erklären, wie man ein Wohnungsangebot erkennt, welche Unterlagen nötig sind, wie Besichtigungen ablaufen, was ein Mietvertrag umfasst.
Beispiel Behörden:
Statt nur Öffnungszeiten nennen → „Was brauche ich mitzubringen? Wie läuft der Termin ab? Was passiert danach?“.
Je konkreter, desto hilfreicher.
2. Themenbereiche vollständig abbilden
Die Studie zeigt, dass Zugriffe deutlich steigen, sobald Themen vollständig und anschlussfähig dargestellt werden.
Das heißt für Kommunen:
- Themenfelder strukturieren (z. B. „Wohnen“, „Gesundheit“, „Arbeit“, „Freizeit“)
- Unterpunkte ergänzen, die häufig nachgefragt sind
- fehlende Aspekte identifizieren und ausbauen
Ein guter Leitfaden ist die Frage:
„Könnte jemand ohne Vorwissen sich anhand unserer Inhalte gut zurechtfinden?“
Wenn nein → weiter konkretisieren.
3. Aktualität absichern — Pflege als Regelprozess verankern
Die Studie verdeutlicht, wie stark Aktualität die Nutzungsqualität beeinflusst. Informationen veralten schnell – neue Regelungen, neue Formulare, andere Öffnungszeiten.
Empfehlung für Kommunen:
- Verantwortlichkeiten fest definieren
- feste Review-Zyklen (z. B. quartalsweise) festlegen
- Änderungen konsistent einpflegen
So bleibt Integreat ein verlässlicher Orientierungspunkt.
4. Integreat sichtbar machen — dort, wo Fragen entstehen
Je stärker die App in Beratungs- und Behördenprozesse eingebunden ist, desto mehr Menschen nutzen sie auch.
Konkrete Ansatzpunkte:
- bei Anmeldung/Erstberatung aktiv zeigen
- in Integrationskursen kurz einführen
- in Unterkünften und Beratungsstellen prominent platzieren
- Ehrenamtliche und Sozialarbeiter:innen mitnehmen
Wichtig ist: Integreat wird genutzt, wenn Menschen wissen, dass es sie unterstützt.
5. Feedback nutzen, um Lücken zu erkennen
Rückmeldungen aus der Praxis sind ein wertvoller Weg, um Inhalte kontinuierlich zu verbessern und Bedarfe frühzeitig sichtbar zu machen.
Mögliche Wege:
- kurze Feedbackfragen im Beratungsgespräch („Was hätten Sie sich gewünscht?“)
- Austausch mit Ehrenamtlichen, Sozialträgern, Migrationsbeiräten
- einfache Umfrage über die App verlinken
So entsteht ein Lernkreislauf — Inhalte entwickeln sich entlang realer Bedarfe weiter.
Fazit
Die Integreat-Studie zeigt klar:
Relevante, vollständige und aktuelle Inhalte sind der Schlüssel für digitale Integrationswirkung.
Kommunen gestalten diese Wirkung aktiv, wenn sie:
- Themen vollständig abdecken,
- Informationen praxisnah formulieren,
- Aktualität sichern,
- Integreat gezielt in Abläufe integrieren,
- und auf Rückmeldungen reagieren.
So wird Integreat zu einem echten Mehrwert für Ankommende – und gleichzeitig zu einem Werkzeug, das Verwaltung und Beratungsstrukturen entlastet.