Einfache Wörter erkennen und verwenden

3. Juni 2023
Einfache Wörter? Was macht ein Wort eigentlich leicht verständlich?

Wenn wir einen kompliziert geschriebenen Text vereinfachen möchten, neigen wir oft dazu, uns eine Sache als Erstes anzuschauen: die komplizierten Wörter in diesem Text. Die deutsche Sprache ist bekannt für ihre zusammengesetzten Substantive.

Wo sonst gibt es so schöne Wörter wie: „Kraftfahrzeughaftpflichtversicherung“?

Solche zusammengesetzten Wörter und viele weitere sind eine große Hürde für alle Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Also weg mit den schwierigen Wörtern und schon ist der Text verständlich?

Leider gilt dieser Grundsatz nicht immer. Falls Sie wissen möchten, wie Sie Texte über die Wortebene hinaus vereinfachen können, finden Sie hier weitere Informationen zum:

Die Wortebene ist letztendlich die kleinste Stellschraube der Vereinfachung eines Textes. Und trotzdem ist sie genauso wichtig wie die anderen beiden Ebenen.

Also, wann ist ein Wort gut geeignet für Texte in Einfacher oder Leichter Sprache?

Das macht einfache Wörter aus

Einfache Wörter …

  • sind bekannt.
  • stammen aus der deutschen Sprache.
  • werden nicht nur in einem Fachgebiet verwendet.
  • sind exakt.
  • sind möglichst kurz.

Warum ausgerechnet diese Eigenschaften leicht verständliche Wörter ausmachen, werden sie schnell merken, wenn wir uns in den nächsten Absätzen mit dem genauen Gegenteil dieser Eigenschaften auseinandersetzen.

Hier kommen die Regeln für Wörter in Einfacher oder Leichter Sprache.

1. Regel: Verzichten Sie auf Fremdwörter

Fremdwörter sind Wörter, die ursprünglich nicht aus dem Deutschen stammen. Darunter fallen Anglizismen genauso wie Wörter mit lateinischer oder französischer Herkunft. Menschen mit Lernschwierigkeiten oder Menschen mit geringeren Sprachkenntnissen haben oft Schwierigkeiten mit Fremdwörtern. Deshalb sollten Sie bestenfalls ganz auf diese Wörter verzichten.

Beispiele, die auch in Integreat-Texten öfters vorkommen, sind:

  • Kaution (lateinischer Ursprung)
  • Qualifizierung (lateinischer Ursprung)
  • Zertifikat (möglicherweise französischer, möglicherweise lateinischer Ursprung)

2. Regel: Verzichten Sie auf Fachwörter

Fachwörter sind Wörter, die Menschen nur in einem bestimmten Fachgebiet benutzen. In diesem Fachgebiet sind diese Wörter dann bekannt. Das bedeutet allerdings nicht, dass diese Wörter auch im Allgemeinen gut verstanden werden.

Beispiele für Fachwörter aus dem Integrationskontext sind:

  • Familienstützpunkt
  • dauerhaftes Bleiberecht
  • Duldung

Manche Wörter kommen – gerade in der Integrationsarbeit – so oft vor, dass auch Neuzugewanderte diese Fachwörter früher oder später verstehen. Trotzdem bleiben sie Fachwörter und sollten selten benutzt und bestenfalls erklärt werden.

3. Regel: Bekannte Wörter sind einfache Wörter

Kennen Sie die eine Regel, die immer bei der Vereinfachung von Texten, Sätzen oder Wörtern hilft?

„Schreiben Sie so, wie Sie sprechen.“

Denn das vereinfacht und verkürzt Sätze deutlich. Das gleiche gilt auch für Wörter. Welchen Satz würden Sie so sagen:

  • Ich bin mit dem öffentlichen Nahverkehr gefahren.
  • Ich habe den Bus genommen. Und dann bin ich mit der Bahn gefahren.

Die Formulierung „öffentliche Nahverkehr“ ist sehr schwierig und förmlich. Stattdessen ist „Bus und Bahn“ sehr einfach und vor allem konkret. „Bus und Bahn“ beschreibt ganz genau, um was es sich handelt. Das macht die Formulierung nicht nur bekannt, sondern gleichzeitig auch exakt.

Manchmal sind Fach- oder Fremdwörter gleichzeitig bekannte Wörter. Oft können Sie diese Fach- oder Fremdwörter dann trotzdem in einfachen Texten benutzen.

Ein Beispiel für ein bekanntes Fremdwort ist: Handy.

Das Wort stammt aus dem Englischen, ist also ein Anglizismus und somit ein Fremdwort. Trotzdem benutzen wir es im Deutschen so häufig, dass „Handy“ als leichtes Wort gelten darf.

Die Trickkiste zur Enttarnung schwieriger Wörter

Es gibt ein paar Tricks, wie Sie schwierige Wörter schnell entdecken können. So lassen sich Fremdwörter oft an ihrer Endung erkennen:

  • -ion (bspw. Inklusion, Integration)
  • -iv (bspw. effektiv, alternativ)
  • -ieren (bspw. formulieren, generieren)

Zusätzlich deuten folgende Buchstaben innerhalb von Wörtern auf eine erhöhte Schwierigkeit hin:

  • Wörter, in denen ein X vorkommt (bspw. Experte)
  • Wörter, in denen ein Y vorkommt (bspw. Hygiene)

Wie können Sie schwierige Wörter bestmöglich ersetzen?

Synonyme finden

Schwierige Wörter können Sie leicht mit – Achtung, schwieriges Wort mit Y – Synonymen ersetzen. Das ist vermutlich auch die erste Idee, die uns allen beim Vereinfachen eines Textes in den Sinn kommt. Und es ist auch eine sehr gute Idee.

Ein gutes Beispiel dafür wäre: „Für ehrenamtliches Engagement bekommt man kein Geld.“

Das Wort „Engagement“ ist ein Fremdwort und kommt ursprünglich aus dem Französischen. Ein einfaches Synonym für das Wort „Engagement“ könnte zum Beispiel das Wort „Arbeit“ sein.

Sätze umstellen

Trotzdem ist ein anderer Ansatz oft sehr viel einfacher: die Umstellung eines ganzen Satzes und die Aufteilung in mehrere Sätze.

Anstatt also lange nach der perfekten Alternative für ein schwieriges Wort zu grübeln, verändern Sie einfach den ganzen Satz. Das kann zum Beispiel so aussehen:

„Stellen Sie einen Antrag nach § 24 Aufenthaltsgesetz.“

Sie könnten jetzt überlegen, wie Sie das Wort „Aufenthaltsgesetz“ vereinfachen können. Sie können den Satz aber auch vollständig umschreiben:

„Sie können einen Antrag stellen.
Die Regeln zu diesem Antrag stehen in einem Gesetz.
Das Gesetz heißt: § 24 Aufenthaltsgesetz.“

Durch diesen zusätzlichen Kontext erhöhen Sie die Verständlichkeit deutlich.

Wenn Sie jetzt Sorge haben, dass Ihre Texte zu lang werden, wenn Sie diese Regel beherzigen, lesen Sie sich doch unseren Blog-Beitrag zum Schreiben einfacher Sätze durch.